Frau Holle und der fehlende Schnee

Ladys Night im Märchenreich

Mit Ursula Zierlinger & Hans-Jürgen Lenhart


Es schneit immer weniger! Sagt bloß, die olle Frau Holle kann die Betten nicht mehr schütteln. Am besten, wir fragen sie selbst. Außerdem munkelt man ja, dass das mit dem Gold- und Pechmariechen eine richtige Fake-Story war. Das ist höchstwahrscheinlich ganz anders abgelaufen. Man müsste überhaupt einmal all die Mägde, Prinzessinnen und Stiefmütter aus den Märchen der Brüder Grimm zu Wort kommen lassen. Dann erweisen sich so manche Prinzen als reichlich verblödet, manche Prinzessinnen als äußerst raffiniert und manche Stiefmutter als derart gebeutelt, dass man vom Zuhören basedowsche Augen bekommt. Ursula Zierlinger und Hans-Jürgen Lenhart sind dazu durch die Spiegel gegangen und in die Brunnen gesprungen und was sonst noch die Wege ins Wunderbare öffnet.

Hans-Jürgen Lenhart, aufgewachsen in der Brüder-Grimm-Stadt Hanau, erzählt Märchen mit Frauenfiguren neu, witzig, mit Wechsel der Perspektiven, vertauschten Rollenbildern und cleveren Mädchen. Und er bringt den heutigen Zeitgeist in die Märchen ein. Seine ehemalige Deutschlehrerin Ursula Zierlinger weiß natürlich alles besser und quatscht dazwischen. D. h., sie klärt zwischendurch auf, bei welchen historischen Vorlagen sich die Brüder Grimm einst bedient haben und dass dort so manche Märchenmädchen wesentlich mehr Erotik draufhaben durften. Hilflose Prinzessinnen, die auf ihren Prinzen warten. Böse Hexe, gute Magd. Rollenklischees, die bis heute Kindererziehung oder Kinderliteratur stark beeinflussen. Wie viel selbständiges Handeln und Emanzipation gestanden die Brüder Grimm den jungen Frauen in ihren Märchen auf dem Hintergrund der damaligen Zeit zu? Um dem diskutierten Rollenbild nicht gleich selbst zu unterliegen, tauschten Lenhart und Zierlinger teilweise ihre Texte zum Vortrag oder lesen sie gemeinsam.

Und als hessische Babbelschnut ist noch Helga Höhn dabei.